E-ROLLER-REISE
MIT DEM BMW C EVOLUTION AM WAGRAM ENTLANGText & Fotos: Michael Bernleitner ÜBER LEBEN AN DER KANTEAchtung Stufe! Oder, in Abwandlung eines Sinnspruches, „In Wagram Weritas“, wie der fleißige Winzer sagt![]() Für ein gutes Gefühl zahlt es sich jedenfalls aus, aus Tulln eine volle Ladung mitzunehmen. Strom nämlich. Die beiden E-Zapfsäulen der Stadtgemeinde Tulln funktionieren tadellos, in der Albrechtsgarage zum Beispiel findet man jederzeit einen Parkplatz und kann dann entweder auf ein Eisstanitzel am Hauptplatz gehen, auf eine Egon-Schiele-Torte in der Café-Konditorei Wagner, oder man holt sich im Tullner Tourismusbüro am Minoritenplatz die neuesten Informationen über die Wagramregion. Nach einem 15-minütigen Stopp haben wir 13 Prozentpunkte mehr auf der Ladestandsanzeige des BMW C evolution – das kann über einen gelungenen oder einen verdorbenen Ausflug mit einem Electric Vehicle entscheiden, so ist das eben mit der Elektromobilität. Keine zehn Kilometer später sind wir am Wagram. Fährt man auf der Schnellstraße S5 von Stockerau nach Krems (oder seinerzeit auf der schnellen Bundesstraße), dann könnte man meinen, dass die ereignislose flache Gegend am nördlichen Donauufer die Tristesse des Wiener Beckens noch zu übertreffen versucht. Versucht man hingegen, Krems oder Langenlois auf den ruhigen Nebenstraßen zu erreichen, taucht man plötzlich ein in eine manchmal mehr, manchmal weniger hügelige Landschaft, die von einer nahezu exotischen und widerspenstigen Eigenwilligkeit geprägt ist. Keine flache Pfanne und österreichweit ziemlich einzigartig – jedenfalls nur schwer vergleichbar mit dem Weinviertel, schon gar nicht mit der Buckligen Welt oder der Südsteiermark und erst recht nicht mit alpinen Landesteilen. Je langsamer und gemütlicher man durch – oder über – den Wagram fährt, desto schöner wird er. Der rasante C evolution ist hier fast schon wie ein Rennpferd. Keine Angst, es folgt jetzt kein obergescheiter Ausflug in die Bestandteile der Sedimentablagerungen der Eiszeit. Wir müssen über den „Wogenrain“, den „Hang am Wasser“, nur wissen, was auch die Weinbauern seit Generationen an ihm schätzen: Dass der Löss gleichermaßen weich, aber auch äußerst stabil ist. Ohne komplizierte Stützungen kann man ganze Kellersysteme in den Löss stemmen, die auch nach hundert Jahren wie neu sind. Zu den unzähligen wunderbaren Kellergassen werden wir noch kommen, das lässt sich am Wagram beim besten Willen nicht vermeiden. Im kleinen Weiler Gaisruck sind wir direkt an der Kante. Da müssen wir hinauf. Ein guter Tag beginnt mit einem ausgeglichenen Magen, und der Weg führt nach Großweikersdorf. Die Genussfleischerei Bergmann ist hier der beste Platz weit und breit, um sich mit hervorragendem Reiseproviant einzudecken. Klaus Bergmann ist Speckweltmeister und Guiness-Buch-Schnitzelweltmeister – vor allem ist er aber Protagonist des luftgetrockneten Wagramschinkens, der Vergleiche mit allerbesten italienischen, kroatischen und spanischen Schinkenspezialitäten nicht scheuen muss. Die Tiere für die traditionelle und zeitaufwändige Produktion kommen allesamt von Schweinezüchtern, die nicht mehr als 15 Kilometer weit entfernt sind. Es gibt Hausschlachtung, und Herr Bergmann verwöhnt ab einem Tag vorher mit der Verabreichung von klassischer Musik, weil dann nach seinen Angaben die Prozedur stressfreier und ruhiger abläuft. Nach den genauen Musikvorlieben seiner Schinkenspender haben wir Herrn Bergmann nicht befragt – sehr gut würde aber Kammermusik des Haydn-Schülers Ignaz Joseph Pleyel passen, dessen Geburtshaus gleich nebenan in Ruppersthal liegt und das zu einem stimmungsvollen kleinen Museum umfunktioniert wurde. Nach Ruppersthal geht es über eine bewaldete kleine Hügelkette, sehr kurvenreich, aber sehr kurz – wir haben damit wohl auch schon 20 Prozent der Kurvenstrecken der Wagramgegend hinter uns. Landschafts- und Naturfreunde kommen hier viel eher auf ihre Kosten als Sportfahrer. Bei einer Führung im Pleyel-Museum staunt man über das vielfältige Schaffen des Komponisten, Klavierbauers und Verlegers, der in Frankreich viel berühmter wurde als in seinem Herkunftsland. Im idyllisch-beschaulichen Kirchberg am Wagram findet der Interessierte dann ein weiteres kleines Spezialmuseum, das europaweit sogar völlig einzigartig ist: das Alchemistenmuseum im Alten Rathaus. 1980 wurde unter dem Boden der Kapelle von Schloss Oberstockstall das vollständig erhaltene Inventar eines chemisch-metallurgischen Laboratoriums aus der Zeit um 1580 entdeckt. Natürlich wurde hier auch nach dem Stein der Weisen, dem Elixier und nach der Umwandlung von unedlen Metallen in Gold gesucht, aber vor allem war die Stätte ein Hi-Tech-Labor auf damals höchstem wissenschaftlichen Niveau. Zum Sensationsfund legte die Gemeinde Kirchberg später einen „Alchemistengarten“ an, in dem vor allem medizinische Kräuter, magische und heilige Kräuter sowie Zauber-, Hexen- und Alchemistenkräuter kultiviert werden sollten. Mittlerweile wurde ein Naschgarten daraus, in dem fast alle Pflanzen essbar sind, darunter viele eher unbekannte oder „vergessene“ Früchte. Erreichbar über eine der zahlreichen Fußgängerbrücken, die über die tiefen Lössgräben von einem Ortsteil zum anderen führen – Kirchberg wird deswegen auch „Venedig des Wagrams“ genannt. Eine herrliche Mahlzeit im vielfach ausgezeichneten, stilvollen Restaurant des Guts Oberstockstall ist auf einer gelungenen Wagramreise immer die richtige Entscheidung. Matthias Salomon, der Patron des Hauses, ist so freundlich und lässt uns den E-Scooter gleich neben der Schlosskapelle anstecken, wo vor über 400 Jahren der Alchemist gearbeitet hat. Da müssen wir uns mit einer ordentlichen Zeche bedanken, und vor allem trifft es sich sich gut, weil zwar in Kirchberg auch Autohändler Klug eine E-Zapfsäule hat, dort gibt’s aber nur Tankstellenverpflegung. Und beim Gasthof zum Goldenen Adler in Großweikersdorf, wo wir uns vorab telefonisch erkundigt hatten, gab man die Auskunft, es sei ein 30-Meter-Kabel mitzubringen, weil der E-Parkplatz ist jetzt ein Schanigarten. Na dann, man muss flexibel sein … Ein bisschen Reichweite sollte man für die Erkundung der zahlreichen Wagram-Kellergassen schon in der Hinterhand haben. Eine Reihung zu machen oder die schönste zu benennen, wäre nicht gerecht, jeder der Kellergassen hat ihr eigenes Flair. Der BMW C evolution hat immerhin genügend Gepäckraum, dass man erlesene Ausflugseinkäufe mitnehmen kann: Zu den Pasteten von Fleischermeister Bergmann und den Bouteillen des Demeter-Weinguts Oberstockstall gesellen sich noch die Wagramer Nuss und Nusserner aus der (Ge)Nussregion vom diplomierten Kellergassenführer Karl Groll, der ein wandelndes Wagram-Lexikon ist. Frische Wagramforellen (ja, die gibt es wirklich) holen wir beim nächsten Mal ein, und Wagramspargel in der nächsten Saison. ![]() GUT ESSEN & GUT TRINKEN ![]() Der gastronomische Leitbetrieb des Wagrams (neben den Mörwald-Restaurants in Feuersbrunn und Grafenwörth) ist das Gut Oberstockstall (Gault-Millau-Haube, 91 Punkte im Falstaff-Restaurantguide) der Familie Salomon, im angeschlossenen Weingut gibt es an den Wochenenden Weinverkostung und Ab-Hof-Verkauf. Oberstockstall 1, 3470 Kirchberg am Wagram, Tel.: 02279/23 35; www.gut-oberstockstall.at. ![]() Im Panoramaheurigen der Familie Güntschl gibt es nicht allein tolle Fernsicht ins Tullnerfeld bis zu den Voralpen und auf das Stift Göttweig, sondern zu hervorragenden Weinen eine beeindruckende Speisekarte, die über übliches Aufstrich-Allerlei weit hinausgeht, 3482 Gösing am Wagram, Untere Zeile 4, Tel.: 02738/24 26; www.guentschl.at. In der noch jungen Gebietsvinothek Weritas in Kirchberg findet man die Überschau über die besten Wagram-Winzer, die Weine können verkostet und es kann gut gespeist werden, Marktplatz 44, 3470 Kirchberg am Wagram, Tel.: 02279/201 79–10; www.weritas.at. ![]() AUSFLÜGE & ATTRAKTIONEN ![]() GUT WOHNEN & GUT SCHLAFEN ![]() WAGRAM-INFOS & WWW ![]() |