LANDPARTIE 8
MIT DEM E-BIKE DURCHS AUSSEERLANDText & Fotos: M. Bernleitner UNTER DEM LOSERWir fahren sommerfrisch und entspannt durch eine der wahrscheinlich schönsten Gegenden Österreichs![]() Der Panoramablick ist atemberaubend und entschädigt für jede Mühe und jede Anstrengung, die man sich bis zu diesem Punkt abgerungen hat. Unten die Trisselwand; in der Weite der weiße Zuckerguss des Dachsteingletschers; dazwischen der glatte, dunkle Spiegel des Altausseer Sees und ein riesiger grüner Teppich, durchsetzt von Waldflächen und Siedlungen mit diesen reizvollen großen und kleinen Häusern im Ausseer Stil. Gesegneter Platz. Deswegen wurde auch die neun Kilometer lange Panoramastraße auf diesen eigenartig geformten Felsgupf gebaut, und deswegen können die Betreiber auch Maut für die Befahrung mit Motorfahrzeugen verlangen. Freilich ist es nicht jedermanns Sache, sich die Maut zu ersparen und mit einem Strampelfahrrad den 1838 Meter hohen Loser zu bezwingen. Hier kommt jetzt höchst elegant das Elektrofahrrad ins Spiel. Es bringt uns ganz ohne Blechkäfig, ohne Wanderstock oder ohne Motorradhelm und -verpackung in wunderbare Gegenden, die uns sonst vielleicht verschlossen geblieben wären. Radler, Motorradler, auch Läufer, viele wollen auf die Loserhütte. Vor Kehre Zwei wird’s richtig steil, manche Fahrradfahrer versuchen bereits, sich durch das Fahren in Schlangenlinien die Strecke einzuebnen. Auch mit dem Elektrofahrrad bin ich schon in den steilen Gängen. Nach zwei Drittel der Strecke kommt links oben Helis Loserhütte in Sicht, und das Ziehen in den Oberschenkeln beginnt. Mehr Unterstützung bitte! Aber der Wählhebel reagiert nicht. Nach und nach komme ich dahinter, dass der der Elektrowurm, der bei einer ausgedehnten Regenfahrt in die Bedienungselemente gekrochen ist, noch immer drin ist und ich ständig mit dem allerniedrigsten Unterstützungsgrad fahren muss. Die restliche Strecke erscheint somit gleich viel weiter. Das Oberschenkelziehen wird stärker. Man hört bereits Wortfetzen und Gläserklingen der gutgelaunten, per Auto oder Motorrad angereisten Wirtshausgäste, die auf den Terrassentischen die Aussicht und Helis Hüttenküche genießen. Na das wäre ein Empfang und ein Gegröle, wenn da einer mit dem Elektrofahrrad ankommt und vor dem kompletten Publikum auf den letzten Metern keuchend absteigen und schieben muss, das Weicheier. Da muss man durch. Der oben abschließende Almdudler samt Käsbrot und Sicht ins Ausseerland sind mehr als verdient. Es gibt auch Offroad-Strecken mit leichter Schwierigkeit, für die man kein Bergmeister sein muss: Zum Beispiel die 14 Kilometer lange Seewiesen-Route zur Stummeralm, Dachsteinblick inklusive. Von Altaussee, dem „Dorf im Gebirge“ (© Hugo von Hofmannsthal), kann man sogar ein gutes Stück den Altausseer See entlang fahren und entdeckt hier ein alpines Badeparadies: Fast der gesamte südöstliche Teil des Seeufers wird von einem prächtigen Kiesstrand eingesäumt, direkt am Waldrand. Zurück im Luftkurort, kann man die hübschen Altausseer Häuser der Einheimischen und „Zweiheimischen“ (© Ernst Jandl) mit ihren unverwechselbaren Holzbalkonen und Erkern bewundern. Hier versteht man gut, dass diese Region der uralten Salzgewinnung bereits vor über hundert Jahren boomendes Tourismusgebiet war und die Meinungsbildner und Avantgardefiguren der Sommerfrische angelockt hat. Was durchaus auch missgünstigen Personen ihren Kommentar entlockt hat: „Schriftsteller, Komponisten, Komödianten, dieses ganze Gesindel hat sich dort angekauft. Kaum haben die Leute Geld, kaufen sie sich diese alten scheußlichen Häuser, gehen in Dirndlkleidern herum und in Lederhosen und machen sich mit Fleischhauern und Holzhackern gemein“, schreibt der immer pointiert formulierende Dichter Thomas Bernhard. Er, der selber von den Vorschusshonoraren seines Verlegers ein altes Bauernhaus in Ohlsdorf bei Gmunden erwarb und diese trotz Aufforderung nie zurückzahlte. An kulinarischen Verlockungen im Ausseerland gibt es bei weitem nicht nur die berühmte Kurcafé-Konditorei Lewandofsky im Kurhaus von Bad Aussee – „motomobil“-Tipps und Ausflugsvorschläge in unserem Infokasten. Wir fahren elektrisch wieder ein Stück bergauf, und zwar von der Wasnerin bei Bad Aussee an einen anderen Badesee: Der Sommersbergsee ist eine Naturoase, die von Wäldern und den Ausseer Bergenn kulissenhaft eingerahmt ist. Der kleine Moorsee liegt auf 856 Meter Seehöhe und ist trotzdem mit bis zu 26 Grad Wassertemperatur einer der wärmsten Badeseen im Salzkammergut. Sehr zu empfehlen zum Beispiel für eine Sommerfrische noch vor dem Sommer. ![]() GUT WOHNEN & SCHLAFEN Komfortable und stilvolle Unterkunft zu finden – ob in privaten „Fremdenzimmern“ oder in gut geführten Hotels – ist im Ausseerland nicht schwer. Zwei Tipps der „motomobil“-Redaktion: Das exquisite Hotel Seevilla in Altaussee befindet sich in begnadeter Lage direkt am Seeufer, hat Hallenbad sowie eigenen Badestrand und Badesteg. Geräumige Zimmer, fast alle davon mit tollem Blick auf den See oder auf den Loser. Je nach Saison und Aufenthaltsdauer beginnen die Preise pro Person im Doppelzimmer ab zirka 90 Euro; inkludiert sind Wellnessbereich, Frühstück, Nachmittags-Kuchenbuffet und mehrgängiges Abendmenü. Fischerndorf 60, 8992 Altaussee, Tel.: 03622/713 02; www.seevilla.at ![]() ![]() AUSSEERLAND & E-BIKES ![]() HANDWERK & PRODUZENTEN ![]() Zaisenberger Schuhe: Seit 1962 spezialisiert sich der Familienbetrieb auf die Herstellung zwie- oder rahmengenähter klassischer Herrenschuhe, besonders verschiedener Varianten von Haferlschuhen. Werkstätte in 8984 Pichl-Kainisch, Pichl 40; Geschäftslokal in 8990 Bad Aussee, Bahnhofstraße 132 GUT ESSEN & GUT TRINKEN ![]() INFOS & WWW ![]() |