ROLLER-TEST
HONDA SH MODE 125Text & Fotos: M. Bernleitner SK8ER & SCOOTERSchaut mühelos aus, aber es steckt so einiges dahinter![]() Seit 2013 ist die jüngste SHi-Generation mit dem modernen eSP-Spritsparmotor mit Start-Stopp-Automatik im Verkauf. Eine genaue Beschreibung der eSP-Technik kann auf www.motomobil.at nachgelesen werden (Suchbegriff „Global Standard Engine“). Und seit 2014 haben wir den ganz neuen SH Mode 125 mit ebendiesem Motor, aber etwas preisbewussterer Ausstattung. Die „motomobil“-Redaktion wagt es, nach dem ersten Mode-Test die grausame Theorie in den Raum zu stellen, dass das der erste Honda-Roller ist, der es dem Rollerfreund nicht leichter macht, sondern schwerer. Und zwar ganz am Anfang, wenn es nämlich um die Entscheidung geht, ob der SHi oder der Mode angeschafft werden soll. Bei ganz strikten Sparvorgaben könnte auch noch der Honda Vision 110 (Aktionspreis 1990 Euro) in die Wahl miteinbezogen werden, man ist aber dann bewusst reduziert unterwegs und auch dessen 6,2 kW (8,4 PS) liegen gleich zwei spürbare Schuhnummern unter den 8,4 kW (11,4 PS) des Mode, den man um 2490 Euro mitnehmen kann. Der äußerst laufruhige und kultivierte eSP-Motor, der baugleich im PCX, im SHi und im Mode eingesetzt wird, ist schließlich das feinste Triebwerk im 125er-Rollerangebot überhaupt. Dass die Start-Stopp-Automatik perfekt und stressfrei funktioniert, ist mittlerweile weitgehend bekannt. Besonders wegen ihr ist der Motor auf spontanes, unmittelbares Ansprechverhalten trainiert, und gemeinsam mit dem fülligen Drehmoment sowie der bestens abgestimmten Fliehkraftkupplung und der Variomatik ergeben sich Beschleunigungswerte, hinter denen man sogar eine Leistung am gesetzlich erlaubten Limit von 11 kW (15 PS) vermuten würde. An der Ampel reiht man sich vorne ein, ohne zum Hindernis zu werden – das kann man nicht von allen 125ern behaupten. Im Zusammenhang mit einem Achtelliter-Rollermotor mag sie seltsam klingen, aber die Bezeichnung „muskulös“ wäre gerechtfertigt. Dabei ist das Triebwerk so flüsterleise, dass das selbsttätige Pausieren beim Fahrzeugstillstand vor allem durch die plötzliche absolute Vibrationslosigkeit auffällt. Springt der Motor dann über den lautlosen Dynastarter beim ersten Zupfen am Gasgriff sofort wieder an, macht sich das ebenfalls akustisch kaum bemerkbar, sondern lediglich durch die leichtfüßige Beschleunigung. Aus den technischen Daten geht hervor, dass der Honda Mode 125 einen Katalysator-Auspuff besitzt, dessen Innenseite durch ein innovatives Verfahren glaswollebeschichtet ist und der deswegen ganz besonders leise sein soll – und es tatsächlich auch ist. Im „motomobil“-Test kratzt der Mode mit gemessenen 98 km/h knapp an der 100er-Marke; mit 2,7 Litern Durchschnitts-Testverbrauch liegt er genau im Rahmen der auch mit PCX und SHi ermittelten Werte. Mit dem glänzenden Flitterlack in Perlmutt-Weiß und dem soliden Finish wirkt der Mode ganz klar wie ein Premiumroller. Bei Fahrwerk und Ausstattung gibt es natürlich zum 800 Euro teureren SH125i deutliche Unterschiede: Die vordere Bremsscheibe ist etwas kleiner; hinten werkt die 130-Millimeter-Trommelbremse des Vision; ABS ist nicht mit an Bord. Dafür aber ein bestens abgestimmtes Verbundbremssystem – und wie bei so ziemlich allen Zweirädern der Marke schafft es Honda auch beim Mode, dem Roller eine gleichzeitig hochwirksame wie auch extrem bedienungsfreundliche und unkomplizierte Bremsanlage mitzugeben. Es gibt klaren Druckpunkt in den Bremshebeln, und schon bei mittlerer Handkraft ist die Verzögerung beachtlich, ohne bei einem unbeabsichtigten Überbremsen giftig zu werden. Statt Stereofederbeinen und Zweiarmschwinge gibt es beim Mode eine Hinterradabstützung über ein vertikales Monoshock, sowie einen nicht ganz so massiven Stahlrahmen. Wenn man einen feinfühligen Hintern (oder ein schlechtes Kreuz) hat, dann wird man dem SHi-Heck ein sensibleres Federungsverhalten bescheinigen als dem Mode, der (trotz der durch den 14-Zöller geringeren ungefederten Massen) bei Fahrbahnunebenheiten etwas härter austeilen kann. Nachteile in der Verwindungssteifigkeit haben wir beim rollerüblichen Alltagsbetrieb nicht feststellen können. Im Gegenteil: Der Mode ist mit 116 Kilo vollgetankt gleich um 19 Kilo leichter als der SHi, auch wenn der einen etwas größeren Treibstofftank hat. Ebenso ist die Mode-Bereifung mit taiwanesischen Cheng Shin Tires sicher ein Ausdruck von Kostenbewusstsein, aber ohne große Auswirkungen in der Praxis. Im gefällig arrangierten Cockpit setzt sich das schlanke Konzept fort – neben dem Tacho gibt es eine analoge Benzinanzeige; digital wird die Uhrzeit, der Kilometerstand, Trip A und Trip B angezeigt, das war’s. Ein Hauch von Luxus kommt wiederum bei der praktischen Fernentriegelung der Sitzbank auf. Der Sattel selbst ist etwas mehr als medium-size und bietet guten Platz für zwei Personen; durch seine Form kann man außerdem die Sitzposition komfortabel variieren. Zum unkomplizierten Honda-Bedienkonzept gehört schließlich der sehr große Lenkeinschlag von 46 Grad in beide Richtungen, der den SH Mode im Verkehrsgewühl und beim Rangieren zu einem wirklich angenehmen Wegbegleiter macht. Unterm Strich ist der neue Achtelliter-Zuwachs bei Honda eine echte Empfehlung: Es geht einem beim SH Mode 125 nichts ab, und man ist gut gekleidet damit. Trotzdem ist auch der Mehrpreis des SH125i klar darstellbar, zum ABS und Fahrwerks-Mehrwert hat der auch noch das serienmäßige Topcase. Man hat’s nicht leicht als Rollerfahrer.
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