ROLLER-TEST
YAMAHA X-MAX 400Text: Peter Schönlaub Fotos: Matteo Caradini, Marco Campelli, Andrea Benzi SCHNELLER GEHT IMMERDer charmante Verführer zum sportlichen Rollerleben kombiniert bewährte Elemente und schließt die Lücke zum teuren T-Max![]() ![]() Logisch also, dass Yamaha mit dem neuen X-Max 400 nun ein Bindeglied einfügt und damit eine flotte Baureihe komplettiert. Aber wie so oft, wenn sich Überraschungen aus den Gesetzen der Logik heraus verbieten, steht man überrumpelt da und fragt sich: Warum erst jetzt? Warum nicht gleich? Zumal der Blick auf die Preisliste ein sehr sympathisches Bild zeichnet: Der 400er kostet bloß einen Tausender mehr als der 250er und ist je nach Aktionslage nur halb so teuer wie der T-Max 530. Nach dieser freundlichen Visitenkarte ist man ja schon positiv gestimmt, aber beim neuen Design fängt das Entzücken erst richtig Feuer; dass es sich zukünftig auch auf die kleineren Kubaturen ausdehnen wird, wurde schon bestätigt. Mit dem schärferen Blick, den harten Kanten und der nun höher bauenden Frontpartie entsteht ein X-Max-Look der besonders hübschen Art. Das Yamaha-Logo wurde sauber in die Flanken integriert, dazu gibt’s Feinheiten wie ein LED-Tagfahrlicht und zwei LED-Heckleuchten. Materialmäßig durften die Entwickler ebenfalls ins Regal mit den hochwertigen Teilen greifen: Feine Kunststoffe und ein aufwändig verarbeiteter Sattel sind Insignien aus dem Premiumland. Unten drunter ist indes nicht alles neu. Der Rahmen – samt den entsprechenden Radgrößen von 13 und 15 Zoll – stammt beispielsweise von den kleineren X-Maxen ab und wurde nur geringfügig modifiziert, um den dickeren Motor aufzunehmen. Damit erhält man sich das kompakte Layout, das für den urbanen Gebrauch ohnehin nur Vorteile bietet. Gleichzeitig wurde auch eine der bekannten Stärken der X-Maxe übernommen: der herrliche Stauraum. Im 400er ist er sogar nochmals um zehn Prozent größer als beim 250er. 37 Liter Fassungsvermögen sind jederzeit ansatzlos dafür bereit, zwei Vollvisierhelme ohne Fisimatenten aufzunehmen. Der Praxisversuch zeigt allerdings ein erstes Hoppala: Beim Entriegeln am Lenkschloss springt die Sitzbank nicht auf; man benötigt also beide Hände, um die Bank zu öffnen: eine am Schlüssel, eine am Sattel. Das Problem sei bekannt und bald behoben, versprechen die Produktmanager von Yamaha Europe. Wir werden’s ja im Verlauf des Jahres bei einem weiteren Test in Österreich sehen. Sonst herrscht eitel Rollerwonne. Zwei kleine Fächer – eines davon versperrbar – giert nach dem alltäglichen Kleinzeugs, das Cockpit im T-Max-Stil ist appetitlich angerichtet und wird mit ausreichend Infos (Tankuhr, Außentemperatur) gespeist. Gut gelungen ist auch die Sitzposition. Man entert sie über den nicht allzu hohen Mitteltunnel und bringt sich sofort in kommode Position. Die Füße stellt man auf dem flachen Teil der Trittbretter ab, alternativ können sie auch choppertypisch vorgelagert werden. Viel Knieraum, gute Sicht in den Rückspiegeln und ein einladender Platz für den Sozius sind ebenfalls Teil der X-Max-Show. Unter dem Fahrer befindet sich ein weiterer Bekannter: Der Alu-DOHC-Einzylinder der italienischen Yamaha-Tochter Minarelli versah bislang im Majesty 400 Dienst. Für seinen neuen Aufgabenbereich wurden das Mapping der Einspritzung und die Keilriemenautomatik neu abgestimmt. Als Sportroller sollte der X-Max vor allem an der Ampel vehementer zur Sache gehen; dass dafür in der Spitzenleistung ein paar Pferde abhanden gekommen sind, sollte nicht weiter stören. Mit 23,2 kW (31,5) PS Leistung und 34 Newtonmeter Drehmoment darf man sich jegliches Jammern ersparen, zumal der X-Max mit 211 Kilo fahrfertig um neun Kilo leichter ist als der Majesty. Schon beim ersten Wegfahren zeigt sich der beherzte Wunsch zum strammen Antritt. Die Kupplung greift rasch und die ersten Meter überwindet der 400er so forsch, dass selbst der begleitende T-Max ein paar Längen vorgeben muss. Auch die offizielle Höchstgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometer erscheint glaubhaft; laut Tacho haben wir’s auf etwas mehr als 160 gebracht, wofür wir einem Scooter der mittleren Hubraumkategorie gern einen Lorbeerkranz winden. Dass wir dabei keine schweißnassen Handschuhe bekommen, liegt am sauber ausgelegten Fahrwerk, das tendenziell eher auf der straffen Seite liegt; für einen ausgewiesenen Sportroller kein Beinbruch. Die saftige Motorleistung führt aber dazu, dass man im Winkelwerk der Bergstraßen rasch übermütig wird – und dann doch bald an die Grenzen der Federelemente anklopft. Vor allem die beiden vierfach in der Vorspannung verstellbaren Federbeine am Heck zeigen sich im forcierten Ritt überfordert und neigen wahlweise zum Pendeln oder dem Austeilen harter Tritte ins Kreuz. Auch die Schräglagenfreiheit wird dann zum Thema: Immer wieder setzt der Hauptständer knirschend auf, vorzugsweise auf der linken Seite. Zurück in der Stadt zeigt der X-Max 400 erneut, dass er einen idealen Spagat zwischen den großen Luxusscootern und den Urbaniern schlägt: Er ist schlank, schlängelt sich mit den vergleichsweise kleinen Rädern munter durch die verstopften Gassen und lässt sich dank niedrigen Schwerpunkts einfach manövrieren. Über eine reale Konsumation wird der erste Test in Österreich Auskunft geben, der von Yamaha genannte Normverbrauch spricht von vier Litern; damit sollte sich in Verbindung mit dem 14-Liter-Tank eine mehr als brauchbare Reichweite von über 300 Kilometer ergeben. ![]() Unabhängig von allen Leidenschaften bietet Yamaha zudem einen intelligenten Smartphone-Halter für den Lenkkopf, eine 12-Volt-Steckdose und eine ausnehmend hübsche Helmlinie an. Sie wurde gemeinsam mit dem Kooperationspartner Momo geschaffen und bemüht sich nach Kräften, den Fahrer ähnlich hübsch zu machen wie den Roller.
|