ELEKTROROLLER-TEST
PIAGGIO LIBERTY E-MAILText & Fotos: Franz Farkas
STILLE POSTDer erste Exemplar des neuen Elektrorollers von Piaggio taucht im postgelben Dienstgewand in Österreich auf. Kein Hindernis für einen exklusiven „motomobil“-Fahrbericht![]() Die größten Vorteile von wartungsarmen E-Bikes mit überschaubarer Reichweite scheinen vor allem im Flottenbetrieb zu liegen, mit Basisstation und kalkulierbaren Entfernungen pro Einsatztag. Kein Wunder, dass sich auch Dienstleister wie zum Beispiel die Post dafür interessieren. Hier hat man sogar einige Erfahrung mit Elektroantrieb – immerhin strömten bis in die 1980er-Jahre elektrisch betriebene Paketwagen durch Wien. Das soll nun – in ähnlicher Form – wieder kommen, zumindest wenn es nach Piaggio-Importeur Faber geht. Der Großradroller Liberty ist derzeit ohnehin im Einsatz der Post, nur eben mit 125-Kubik-Verbrennungsmotor. Derzeit testen die Briefträger eine „e-mail“ genannte Liberty-Elektroversion, die es in sich hat – die Communal Version mit zwei kräftigen Gepäckträgern und einer Einzelsitzbank. Ein E-Motor mit 2,6 kW (3,5 PS) Peak Power ist in die Einarm-Antriebsschwinge integriert und bringt den Scooter auf die mopedübliche Höchstgeschwindigkeit von 45 Stundenkilometer. Je nach Bestückung ist die Reichweite entweder 35 Kilometer (mit einem Lithium-Ionen-Akku) oder 70 Kilometer (mit zwei Akkus).
Nach Drehen des „Zündschlüssels“ zeigt das Display neben dem üblichen Tacho die mögliche Reichweite und den Fahrmodus an. Drei Stufen stehen zur Auswahl – Power, eine Sparstufe und ein maximal 5 km/h schneller Rückwärtsgang. Der ist gerade bei beladenem Fahrzeug im Zustellbetrieb sicher nicht unpraktisch, die beiden Gepäckträger vertragen immerhin insgesamt 60 Kilo. Beim Anfahren zeigt die e-mail den bei E-Rollern weit verbreiteten kleinen Ruck, doch nicht unangenehm. Das Fahrzeug beschleunigt für die Leistung fulminant und macht auch nach einer längeren Vollgasorgie nicht schlapp. Im Gegenteil, in der schnellsten Fahrstellung war auch nach einer Runde von etwa zehn Kilometern immer noch eine – angezeigte – Reserve von 29 Kilometern vorhanden. Beim Zudrehen des Gasgriffs wird durch Rekuperation ein bisschen Energie wieder rückgewonnen, gleichzeitig wird gewissermaßen eine Motorbremswirkung simuliert. Für eine herkömmliche Zustellrunde – vor allem im urbanen Gebiet – sollte es auf alle Fälle reichen. Die Höchstgeschwindigkeit wird vom Tacho mit 55 km/h angegeben. Zum Mitschwimmen im Fließverkehr ist das voll ausreichend, man fühlt sich nicht untermotorisiert. In der Postgarage kommt die Elektro-Liberty an die 220-Volt-Steckdose, wo sie in unter drei Stunden (ein Akku) wieder einsatzbereit ist. Das Ladegerät dafür ist immer dabei und befindet sich unter der Sitzbank. Ab September 2011 soll die Piaggio Liberty e-mail lieferbar sein, die Preisvorstellung liegt bei zirka 6000 Euro. Wir sind jedenfalls schon neugierig auf das Urteil der gelben Postprofis … ![]() So soll die Kundenversion für Firmenflotten aussehen
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