E-BIKE-NEWS
C-1 VON LIT MOTORS ab 2014?Text: Redaktion Fotos: Lit Motors E-MÄRCHENSTUNDEWenn sich in Elektromobilität Realität und Utopie vermischen …![]() „Lit Motors“ ist keine frankophile neue Schlafwagenfabrik, sondern ein in der Bay Area von San Francisco ansässiges Start-up, das die Grenzen des derzeit technisch Machbaren außer Kraft setzen und mittels zweier Unterflur-Schwungscheiben und einiger Gyrosensoren die Geschichte der einspurigen Fortbewegung neu schreiben will. In einer Computeranimation beziehungsweise einem Wunschvideo auf YouTube kann man das angestrebte Ergebnis bestaunen – weltweit wird Lit Motors in zahlreichen technisch unkritischen Öko-Blogs bereits als Erneuerer der sanften Mobilität begrüßt. Mit einem fürs menschliche Vorstellungsvermögen unfassbaren Drehmoment von fast 1800 Newtonmetern (1300 lb/ft) sollen die beiden Kreiselscheiben den E-Scooter auch im Fahrzeugstillstand austarieren und so keine Stützräder nötig sein. Natürlich muss die Schwungmasse dafür beweglich oder sogar kardanisch gelagert sein, um das labile Gleichgewicht ständig zu justieren. Auch muss dafür klarerweise die Elektrik/Elektronik ständig in Betrieb sein. Das System soll ebenso bei seitlichen Kollisionen ein Umfallen verhindern; durch eine stabile Fahrgastzelle (Kohlefaser?) soll der Pilot ausreichend geschützt sein. Wie die für Kurvenfahrt unbedingt notwendige Schräglage ungehindert erreicht werden kann, ob also durch ein automatisiertes Kupplungssystem die Rotoren abgekoppelt werden können, wird momentan nicht bekanngegeben. Wer jemals den enormen Energiehunger von gyroskopischen Stabilisierungssystemen (wie zum Beispiel einem simplen Kreiselstabilisator für Spiegelreflexkameras) erlebt hat, kann nur zum Schluss kommen, dass Lit Motors unendlich viel Strom zur Verfügung hat. Auch sonst sind die technischen Daten nicht von schlechten Eltern: Die beiden Radnabenmotoren leisten zusammen 40 kW (54 PS) Peak Power; die Höchstgeschwindigkeit liegt über 190 km/h; die Reichweite beträgt je nach Akkupack mehr als 300 Kilometer. Wir haben es also mit dem elektrischen Messias zu tun. Achsschenkellenkung erscheint in diesem Fahrzeugkonzept logisch; eine hydraulisch-mechanische Bremsanlage mit tauglicher Wärmeableitung ist an der Studie nicht ersichtlich, vielleicht schaffen die Entwickler den technischen Durchbruch, alleine mit Rekuperation das Auslangen zu finden. Die Angabe für einen Verkaufsstart wurde von Lit Motors mittlerweile von 2013 auf Ende 2014 revidiert. Der angepeilte Preis von 13.000 bis 16.000 Dollar für das durchaus gefällig, formschön und windschlüpfrig designte Light Electric Vehicle wäre angesichts des revolutionären Konzepts ein Geschenk – denn da sollen die Akkus bereits eingerechnet sein. Ob das Vehikel tatsächlich „light“ bleibt, ist angesichts der Schwungscheiben und des für die Mega-Reichweite notwendigen Akku-Energieinhalts freilich abzuwarten. Lit-Motors-CEO Daniel Kim hat einen Abschluss der Rhode Island School of Design/MIT für Industriedesign und nachhaltige Verkehrsentwicklung; er stammt aus Portland/Orgeon, wo derzeit (neben Kalifornien) mit Abstand die meisten US-amerikanischen e-Mobility-Start-ups (darunter auch ziemlich schräge und abenteuerliche) beheimatet sind. Man kann nur vermuten, dass sich hier zahlungskräftige Investoren besonders wohl fühlen oder Fördertöpfe gut gefüllt sind. Die Einschätzung der „motomobil“-Redaktion für eine preislich und gewichtsmäßig tragbare Umsetzung innerhalb der nächsten zehn Jahre (oder überhaupt)? Kaum bis gar nicht. Guter Schmäh, weiter so, Burschen. . |