ROLLER-TEST
VESPA LX 125 TOURINGText Michael Bernleitner
MARRONE TERRA DI TOSCANAEtwas Zubehör serienmäßig, Glitzerlack in dunklem Kastanienbraun, fertig ist das exquisite Sondermodell![]() Viele feine Teile aus dem Zubehörprogramm sind auf der Touring schon drauf
Vespa hat im Jahr 1946 den Roller nicht erfunden. Es gab bereits vorher Roller, eine ganze Menge sogar. Aber Vespa hat ein Phänomen erfunden – den gewaltigen Roller-Boom, der in Wellenbewegungen immer wieder über uns kommt. 17 Millionen Vespas wurden bisher erzeugt, und momentan ist die Welle besonders mächtig. Was man den Vespas wirklich hoch anrechnen muss, egal, ob sie irgend etwas besser oder schlechter können als andere Roller: Sie haben Freude und Spaß in die Welt hinausgetragen. Um einen überschaubaren Betrag kann man sich nicht nur ein schickes Fahrzeug, sondern sogar ein fröhliches Lebensgefühl kaufen. Dass die LX als Besonderheit so wie die GT/GTS eine selbsttragende Karosserie aus Stahlblech besitzt, muss als bekannt vorausgesetzt werden. Durch ihre zierliche Gesamterscheinung lässt sich dennoch ein angenehm niedriges Gewicht von 120 Kilo (vollgetankt) realisieren. Besagte zarte Silhouette, nur 1280 Millimeter Radstand und die sehr kleine LX-Radgröße von 11 Zoll vorne und 10 Zoll hinten sind ausschlaggebend dafür, dass sie vor allem für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr eine gute Wahl ist. Dass Piaggio nun gerade die kleine LX als „Touring“-Variante herausgibt, mag ja als kurios erscheinen. Es ist aber nicht völlig planlos: Denn bei einer Vespa und besonders bei der LX ist zusätzlicher Gepäckraum immer gefragt, egal ob man fünf, 50 oder 500 Kilometer fährt. Piaggio sagt, dass in den Stauraum unter der Sitzbank immerhin ein Helm hineinpasst. Sagen wir, es sollte kein normaler Jethelm sein, sondern eher ein kleiner Jethelm, mit kurzen Seitenteilen. Das versperrbare Zentralfach in der Vorderschürze ist hingegen recht ok, die zusätzlichen Gepäckträger sind sehr schön ausgeführt und dann gibt es noch den Vespa-typischen Gepäckhaken im Beinraum. Der übrigens genügend Platz und Bewegungsfreiheit für die Füße bietet. Die schmale Vorderschürze bedingt, dass man für brauchbaren Regen- und Fahrtwindschutz die Beine hübsch beisammen lässt. Vorteil der geringen Breite ist, dass die LX im Verkehr so gut wie überall durchschlüpft. Die Bremsleistung (200-Millimeter-Scheibe vorn, Trommel hinten) kann nicht an die Qualität der GTS-Bremsen heranreichen, sie ist dennoch ausreichend und sicher. Über das Fahr- und Kurvenverhalten der LX 125 Touring können wir vorerst kein gerechtes Urteil abliefern, weil die Test-LX leider mit den berüchtigten slowenischen Sava Monsun bereift war, die bereits wiederholt bewiesen haben, dass sie – im Vergleich mit Michelin, Pirelli oder Heidenau – der Fahrstabilität sowohlvon GTS als auch LX nichts Gutes tun. Eine Spitze von 97 Stundenkilometer geht für die 7,9 kW (10,7 PS) des gebläsegekühlten Einspritz-Viertakters absolut in Ordnung. Der kleine Zweiventiler wirkt immer eifrig bei der Sache und durch das kleine Fahrzeuggewicht ist die Beschleunigung „innerstädtisch verkehrsgerecht“. Kleiner, edler Stadtflitzer mit echtem Vespa-Charme. Oder, wenn wir eine neue Fahrzeuggattung erfinden dürfen: City Touring!
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