125er-TEST
HONDA CBR125RText: Martin Vauly Fotos: Francesc Montero VORTÄUSCHUNG FALSCHER TATSACHENDas verflixte 7. Jahr – Honda schickt die erste CBR125R in Pension und reicht eine besonders fesche Hochstaplerin nach![]() Wer immer noch denkt, das Segment der 125er bestehe nur aus Rollern, wird beim derzeitigen Angebot wohl aus allen Wolken fallen. Enduros, Supermotos, Chopper und immer mehr Sportler bereichern das Angebot. Die immer stärker werdende Beliebtheit letzterer Gattung liegt vor allem daran, dass man mit den kleinen „Racern“, die optisch mittlerweile verdammt nahe an die großen, echten Supersportler heranreichen, auch passable Tempi mit gutem Windschutz erzielt und damit weitere Strecken unter die Räder nehmen kann. Das könnte nicht nur den 125er-Fan freuen, sondern auch so manchen Umsteiger aus anderen Klassen oder in knapp zwei Jahren schon so manchen 16-jährigen. Denn der Motor tut sein bestes, in keiner Weise unangenehm aufzufallen. Das kleine Viertakt-Triebwerk tuckert derart leise und sanft vor sich hin, dass nur die leichten Vibrationen darauf aufmerksam machen, dass es bereits läuft. Mit geschlossenem Helm kann man sich gar nur am zitternden Drehzahlmesser orientieren. Selbst wer die CBR125R bis in den Begrenzer bei 11.500 Touren treibt, braucht keinen Ohrenschutz. Dem herzhaften Fahrbetrieb schadet diese zurückhaltende Akustik erstaunlicherweise dennoch nicht – wer die kleine Durchzugsschwäche von ganz, ganz unten mit entschlossenem Zug am Gasgriff überwunden hat, bekommt bei 8000 Touren das höchste Drehmoment von 10,4 Newtonmetern serviert. Was zusammen mit fleißigen Schaltvorgängen im Sechsganggetriebe in einer sehr akzeptablen Beschleunigung resultiert. Dafür ist neben der optimierten Einspritzanlage vor allem das niedrige Gewicht von nur 137 Kilo fahrfertig verantwortlich. Bei Anstiegen kommt der Motor freilich an seine Grenzen, bergab fühlt sich die kleine Rakete allerdings wie ein Rennrad an, so handlich ist sie. Für noch so enge Kurven braucht man gar nichts weiter tun als ein bisschen einzulenken, die CBR125R kippt wie von selbst in die Radien und bleibt dank des stabilen Stahl-Brückenrahmens und der sauber abgestimmten Federelemente zuverlässig auf Kurs. Auf den nötigen Komfort wird nicht verzichtet, sowohl die vordere Telegabel mit 31 Millimeter Durchmesser als auch das Zentralfederbein im Heck sind im Hinblick auf Alltagstauglichkeit eher bequem als straff abgestimmt. Dementsprechend aufrecht ist die Sitzposition ausgelegt – man kann sich zwar gut hinter der Verkleidung verstecken, im Normalfall sitzt man aber gemütlich im niedrigen Sattel mit 793 Millimetern Höhe und greift in entspannter Haltung an die relativ hoch montierten Lenkerenden. Selbst im Zweipersonenbetrieb findet sich noch ein Quäntchen Komfort, wenn auch hier wiederum der kleine Motor den romantischen Ausflug von vorneherein gemütlich macht. Dank der vergleichsweise groß dimensionierten Einzelscheibe mit 276 Millimetern Durchmesser an der Front samt Zweikolbenzange und der 220-Millimeter-Scheibe samt Einkolbenzange am Hinterrad sind ordentliche Verzögerungswerte auch aus hohen Geschwindigkeiten kein Thema. Besonders gelungen und sogar edel präsentieren sich neuerdings auch die Armaturen: Mit der zentralen Form und dem informativen Display (auch eine Tankuhr ist integriert) wirken sie nicht nur modern, sondern auch äußerst hochwertig. An der Ablesbarkeit des zentralen Drehzahlmessers und der digitalen Geschwindigkeit könnten sich sogar weit größere Maschinen noch ein Beispiel nehmen. Besonders erfreulich, weil praxisgerecht, ist die Erweiterung des Tankinhalts um fast ein Drittel – was die Reichweite bei erhöhter Effizienz des Motors logischerweise auch um mindestens ein Drittel erhöht. Passend zur guten Performance kann man die Konkurrenz nun auch noch mit einem besonders potent wirkenden Auftritt einschüchtern. Das funktioniert mit der neuen Honda CBR125R viel besser als mit der Vorgängerin, die seit 2004 unverändert gebaut wurde und mittlerweile doch etwas bieder aussah. Die Neuauflage begeistert jedenfalls mit allem, was einen echten Supersportler ausmacht: grimmige Front, dynamischer sowie breiter Scheinwerfer, flotte Seitenlinie, fescher Auspuff und schmales Heck. Zusätzlich wirken die nun an der Verkleidung montierten Spiegel viel erwachsener und hochwertiger als jene der Vorgängerin am Lenker. Auch die großen 17-Zoll-Fünfspeichen-Felgen schinden dank des etwas breiteren 130er-Hinterreifens noch mehr Eindruck– vor allem von der Seite kann man die CBR125R als Laie nicht von den kräftigeren Schwestern unterscheiden. Bleibt schließlich noch die Kostenfrage: Für 3590 Euro bekommt man mit der CBR125R ein äußerst erwachsen wirkendes Motorrad, das mit ordentlich Komfort und einem laufruhigen Motor überzeugt. Außerdem ist sie damit über 700 Euro billiger als die nächste Konkurrentin – die CBR125R darf somit in der Klasse der kleinen Sportler als Schnäppchen betrachtet werden. Auch das Zubehörprogramm könnte wesentlich hubraumstärkeren Motorrädern durchaus die Schamesröte ins Gesicht treiben: Kotflügel, Sitzbankabdeckung sowie Seitenteile in Carbon-Optik, Tankpad, Tankverschluss-Cover und eine hübsche, gut integrierte Sitzbanktasche stellen ein wahrlich umfangreiches Sortiment an optionalen Teilen dar. ![]()
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