ROLLER-TEST
YAMAHA BW's 125Text: Redaktion
Fotos: Yamaha, Redaktion EXPRESSTICKETWenn Mad Max einmal Sprit sparen muss, dann wird er diesen Roller fahren![]() Die Ausbeute von 6,7 Kilowatt (9,1 PS) aus einem 125-Kubik-Luftkühlmotor gehört jetzt nicht gerade zu den Rollerträumen, die uns im Winter normalerweise hinterm Ofen hervorholen. Was in diesem Fall aber ganz anders ist. Denn wir hatten noch im Herbst das Glück, den erst im späten Verlauf der Saison neu in Österreich eintreffenden BW's eingehend „verarbeiten" zu können – eine echte Bereicherung, wie sich schon auf den ersten paar Kilometern herausstellen sollte: noch nie so viel Spaß mit einem Roller gehabt, der nicht einmal einen Hunderter Spitze erreicht! 121 Kilo vollgetankt; außen liegender Heavy-duty-Stahlrahmen; handliche Fahrwerksdaten – das klingt dann schon attraktiver als die nackte Papierleistung. Yamaha hat schließlich das Kunststück fertig gebracht, den BW's zum ultimativen, unschlagbaren Cityflitzer zu machen. Bei der Abstimmung des Motors und der stufenlosen Automatik standen Ampelstart, Durchzug und bestmögliche Beschleunigung an vorderster Priorität. Im Stadtverkehr kommt nicht das geringste Gefühl der frustrierenden Untermotorisierung auf, wie wir es von so manchem 125er-Scooter kennen, der vom 11-kW-Gesetzeslimit ein Stück entfernt ist. Man verzeiht dem BW's von Herzen gerne, dass die Vehemenz ab 75 km/h etwas nachlässt und dass bei 92 Stundenkilometern (Tacho 102) Schluss ist. Dort, wo in der Rush hour gehobelt wird, dort holt sich der Yamaha seinen uneinholbaren Punktevorsprung. Die Größenverhältnisse sind sehr überschaubar, länger als 1,85 Meter sollte man nicht sein, um seine Knie hinter der schlanken Schürze unterzubringen. Ansonst gibt's aber keinerlei Beengung – im Gegenteil, wir würden sogar dem Lenker mit der Eisensäge zu Leibe rücken und ihn drei, vier Zentimeter schmäler machen, um das städtische Blechdickicht noch schlagkräftiger zu durchschneiden. Der BW's ist die urbane Machete. Gerade bei ihm erscheint die 12-Zoll-Radgröße als hervorragender Kompromiss aus Handlichkeit und reichlich Schräglagensicherheit. Das freche Vehikel lässt sich so mühelos manövrieren, dass sein extremer Lenkeinschlag auch gern ausgenutzt wird, sobald man ihn einmal entdeckt hat. Damit animiert der BW's zu einer Fahrweise, mit der man sich unter den Zurückbleibenden wenig Freunde macht, bestenfalls Neider und Missgünstige schafft. Aber was soll's, man ist ja Mad Max im Verkehrsinfarkt und hat eine Mission zu erfüllen – nämlich die, keine Zeit sinnlos liegenzulassen. Teil Zwei der Mission wäre dann noch, Ressourcen zu sparen und keinen Cent zuviel dafür auszugeben. Dienstfahrzeug für diese egoistische Tour? Der Yamaha BW's 125 kommt in die allerengste Wahl. Die Federungskomponenten tragen wohl ihren Teil zum – relativ – günstigen Verkaufspreis bei und funktionieren so brav wie unspektakulär. Während die vordere Scheibe im 125er-Geschwindigkeitsbereich ein sehr wirkungsvoller Stopper ist, kann die Trommelbremse hinten nur mit Mühe an die Blockiergrenze gebracht werden. Ohne übertrieben nobel zu sein, wirkt die Verarbeitung des von Yamaha Taiwan produzierten Mobilmachers äußerst robust und sauber. Die gemütliche Sitzbank verträgt auf kürzeren Strecken auch Zweipersonenbetrieb; unter ihr finden wir anständigerweise einen Gepäckraum, in den sogar ein Integralhelm passt. Da sind dann das offene Ablagefach hinter der Schürze und der Gepäckhaken eine Dreingabe bereits knapp am Luxus. Praxisgerecht ist auch das vernehmliche, aber angenehme Klacken des Blinkers – versehentliches Blinken ist dadurch so gut wie ausgeschlossen. „BW's" kommt übrigens von „Big Wheels", die Bezeichnung wurde von Yamaha erstmals in den 1980ern in Amerika bei einer Serie von leichten, geländegängigen Ballonreifenmotorrädern verwendet. 2011 machen die Wheels vor allem in der City ihren Weg.
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