VINTAGE
MOPEDROLLER PUCH DS 50 UND R 50Text: Prof. DI (FH) Fritz Ehn Illustrationen/Fotos: Archiv Österreichisches Motorradmuseum QUOTENHIT UND ARME VERWANDTEDie legendäre himmelblaue DS 50 ist der Puch-Megaseller, mit dem wir groß geworden sind. Und der weit weniger erfolgreiche R 50 zeigt, dass bei Puch Verkaufsknüller und glücklose Modelle gemeinsam unterwegs waren![]() ![]() Weil gegen Ende der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts ein großer Bedarf an billigen, leichten Zweirädern – die natürlich schon „gehobenen“ Ansprüchen entsprechen sollen – besteht, werden von Puch alle Anstrengungen unternommen, um so ein Fahrzeug anbieten zu können. Der neue Mopedroller soll möglichst hohen Fahrkomfort, besten Schmutzschutz und geringstmögliche Betriebskosten aufweisen. Somit stellt Puch dann im Jahr 1959 das Modell DS 50 vor, den ersten zweisitzigen Mopedroller des Traditionshauses aus Graz. Die Modellbezeichnung DS steht für „Doppelsitzer“ und „Schwingenmodell“. Es ist als führerscheinfreies Moped konzipiert und besitzt einen glattflächigen Schalenrahmen, der im Heckteil die Federbeinabstützung für die Hinterradschwinge und die zweisitzige Sitzbank aufnimmt. Unter der Sitzbank befindet sich ein relativ voluminöser Stauraum, der durch den hochklappbaren Sattel erreicht wird. Das 12-Zoll-Vorderrad wird von einer geschobenen Langarmschwinge aufgenommen. Die Scheinwerferverkleidung, die auch gleichzeitig ein interessantes Stylingelement zur Verkleidung des Gabelkopfes bildet, besteht aus Leichtmetallguss. Das elegant geschwungene und groß dimensionierte Beinschild, das fließend in die Trittbretter übergeht und vor Straßenschmutz und Spritzwasser schützt, fügt sich sehr harmonisch in die Gesamtlinie des neuen Puch-Mopedrollers. Als Antriebsaggregat dient der bewährte Puch-Dreigangmotor mit einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 38 zu 43 Millimetern, das einen Gesamthubraum von 48,8 Kubik ergibt. Die Leistung beträgt 1,24 kW (1,7 PS) bei 4700 Umdrehungen; weitere Attribute des Motors sind Gebläsekühlung und Drehgriff–Handschaltung. Auf Anhieb kann Puch mit dem feschen (zumeist mit Weißwandreifen ausgestatteten) Mopedroller viele Kunden gewinnen und binnen Jahresfrist ist die „Daisy“, wie bald der Spitzname lautet, nicht mehr aus dem österreichischen Straßenbild wegzudenken. Um den österreichischen Zulassungsbedingungen zu genügen, muss die Daisy für den Zweipersonenbetrieb zunächst mit zwei Pedalpaaren ausgerüstet sein, später genügt dann ein Pedalpaar und ab 1968 darf das Moped mit Kickstarter ausgeliefert werden. Für die bis dahin verkauften DS 50 gibt es einen Kickstarter-Umrüstsatz. Angespornt durch den spontanen Erfolg des DS-Mopedrollers stellen ihm die Puch-Werke Ende 1960 eine führerscheinpflichtige Variante zur Seite: den Leichtroller DS 60. Dieser hat ein Bohrung-Hub-Verhältnis von 42 zu 43 Millimetern, einen Hubraum von 60 Kubik sowie eine Leistung von 2,9 kW (4 PS). Das Fahrgestell ist mit dem des DS-50-Mopedrollers identisch, die Lackierung ist jedoch hellgrau–beige. Dazu merkt die österreichische Fachzeitschrift „MOTORRAD – Motorsport, Roller und Moped“ in Heft 12/1960 unter dem Titel „Puch bringt neuen Leichtroller“ folgendes an: „Eindeutig steht fest, dass für leichte Motorräder und Roller nach wie vor ein echter Bedarf vorhanden ist, nach Fahrzeugen, die in jeder Hinsicht soziusfest sind, doch trotzdem in den Anschaffungs- und Erhaltungskosten bescheiden bleiben. Sprechen wir es klar aus: Bedarf nach einem Fahrzeug, das wieder einen echten Abstand (preislich gesehen) zum billigsten Vierradfahrzeug hat.“ Das Fahrzeug wiegt betriebsfertig 68 Kilo; das zulässige Gesamtgewicht wird mit 220 Kilo angegeben; die erreichbare Höchstgeschwindigkeit mit 70 Stundenkilometer; und die Steigfähigkeit im ersten von drei Gängen mit 25 Prozent für eine Person und 17 Prozent für zwei Personen – das reicht für die meisten Alpenpässe. „Bei einem Preis von 5950 Schilling kann diesem neuen Fahrzeugtyp von Puch eine durchaus günstige Prognose gestellt werden: ein leichter Stadtroller, der bisher auf dem Markt fehlte, für den aber sicherlich echter Bedarf vorhanden ist.“ Aber auch kritische Bemerkungen enthält der Artikel: „… erwähnenswert wäre noch der Benzintank mit 5,5 Litern Inhalt – ein Liter mehr wäre besser.“ Auch: „Das Fahrzeug kann nur mit Führerschein gefahren werden und muss wie jedes Fahrzeug polizeilich zugelassen werden – wo man wohl das vordere Kennzeichen anbringen wird? Gerade dieser Leichtroller zeigt deutlich, wie notwendig die Wiedereinführung der ehemaligen Führerscheinklasse a – auf heutige Verhältnisse zugeschnitten – wäre.“ Im milden Licht des seit damals vergangenen halben Jahrhunderts darf angemerkt werden, dass die beiden vordere Nummernschilder (je eines links und eines rechts am Vorderkotflügel montiert) in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ohnehin abgeschafft wurden und die Anspielung auf den a-Führerschein aus dem Zweiten Weltkrieg ein eigentlicher Beweggrund für Puch war, den DS-60-Roller zu bauen. Denn es gab noch genug Kriegsteilnehmer, die den alten und noch immer gültigen grauen a-Schein hatten. Dass sich die Geschichte heute unter anderen Vorzeichen wiederholt (125er-Schein ab 16 Jahren), steht auf einem anderen Blatt … ![]() Mit dem DS 60 „Kleinroller“, der zu über 90 Prozent bauartgleich mit dem DS 50 Moped ist, will man die Käufer-schicht der „Führerschein-a-Besitzer“ und der noch gültigen 125er-Militär-
führerscheine aus Wk II ansprechen. Doch die Verkaufszahlen bleiben im Keller – heute ein gutes Argument für einen hohen Anwert des DS 60 Scooters bei Sammlern ![]() Das Parallelmodell R 50 (ab 1964) als „eleganter Kleinroller“ mit völlig freiem Durchstieg – ein Totalflop. Heute bei Sammlern begehrt, doch kaum ein Exemplar mehr ohne ausgehärtetem
und zersprungenem vorderen Plastik-Kotflügel. Dass es auch ein Automatikmodell gab, machte den Verkauf nicht erfolgreicher ![]() Die Sechziger: Sie und Er im winddichten Plastik-Trenchcoat, in dem man auf jeden Fall ohne jedwede Ventilation heftig transpiriert. Er mit Schmalzlocke, Sie mit etwas zerzauster Farah-Diba-Frisur. Was noch auffällt: der Sitzbanküberzug am Moped mit Tiger-Design und Fransen. Im Hintergrund eine Puch 150 TL aus den frühen Fünfzigern
Ab 1968 gibt es für den R-50-Mopedroller auch den neuen gebläsegekühlten Viergangmotor. Und als Exote kommt unter der Modellbezeichnung DS 50 N eine Kombination aus R 50 und DS 50 auf den Markt: Das Vehikel weist die Lenker-Scheinwerfer-Verkleidung und den Vorderkotflügel des R 50 aus Kunststoff auf, der Rest besteht aus dem Schalenrahmen-Fahrwerk und dem Motor der DS 50. Vom R-50-Mopedroller werden von 1965 bis 1972 (als diese Baureihe wegen Erfolglosigkeit eingestellt wird) lediglich 15.525 Exemplare (Schalter und Automatik) erzeugt. Bei heutigen Sammlern ist die Beliebtheit der DS-50- und DS-50-L-Modelle ungebrochen, R-50-Modelle findet man hingegen kaum. Das vor allem deshalb, weil es kaum noch Kunststoffteile gibt, die nicht infolge totaler Versprödung der Thermoplaste zerbrochen sind. Den R-50-Sammlern geht es wie den moderner Kunstgalerien: Wehe, sie kommen in die Jahre, dann sind die Kunststoffobjekte nur mehr Brösel.
Hermann Stöckl, Gründer des Puch-Teileversorgers RBO, über die Ersatzteilsituation und die Kaufpreise für historische Puch DS 50 Mopedroller ![]() Das Preisniveau ist für Puch-Mopedliebhaber sehr attraktiv: Für einen Scheunenfund zahlt man je nach Zustand 300 bis 700 Euro. Um 500 bis 700 Euro darf man sich erwarten, dass das Ding anspringt und sich bewegt; eine gebrauchte DS 50 um 1000 Euro sollte komfortabel das Prüfpickerl bekommen. Für einen 1a-Zustand zahlt man um die 2000 Euro. Wobei man in eine Vollrestauration schon auch bis zu 3000 Euro reinstecken kann. Auf unserer Webseite www.rbo.at gibt es immer wieder interessante Puch-DS-50-Angebote.“ |