interview
HONDA-AUSTRIA-GESCHÄFTSFÜHRER ROLAND BERGER SPRICHTInterview: Michael Bernleitner
Fotos: Honda, Redaktion „UNTER HUNDERT KILOMETER GEHT NICHT VIEL“Über E-Bikes, Reichweite und Batteriezukunft![]() Ing. Roland Berger, Geschäftsführer Honda Austria
ZUR PERSON Ing. Roland Berger ist seit zwei Jahrzehnten maßgeblich an der Planung und Entwicklung neuer Motorräder des weltgrößten Zweiradherstellers beteiligt. Seit 2009 ist er Chef der europäischen Honda-Produktentwicklung „motomobil": Im Sommer 2010 ging Honda-Präsident Takanobu Ito mit seinem Fahrplan an die Öffentlichkeit, dass er das Unternehmen innerhalb von zehn Jahren zum Marktführer bei Elektromotorrädern machen will. Jetzt gibt es einmal den kleinen EV-neo-Roller, dann 2011 ein Elektrofahrrad für China und ab 2012 das Mofa EV-Cub mit Allradantrieb. Wie realistisch ist das Unternehmensziel, beziehungsweise: Was können wir erwarten? Roland Berger: Diese Pläne sind sehr realistisch. Vielleicht sogar in noch kürzerer Zeitspanne, vielleicht kann das Ziel innerhalb von sechs Jahren erreicht werden. Dann werden wir mit einer überschaubaren, feinen Palette von sehr verschiedenen Zweirädern die Bedürfnisse der Elektromobilität abdecken können. Dann stellt sich ja die Frage, warum es jetzt erst losgeht? Warum sich die namhaften Zweiradfabriken bis jetzt Zeit gelassen haben und das Feld eigentlich von den US-Start-ups und den unzähligen China-Elektrikern aufbereitet wird?
Zum anderen sind es die technischen und kostenmäßigen Knebelungen durch die Akku-Technologie. Eine Praxis-Reichweite von unter 100 Kilometern halten wir für spezielle Einsatzzwecke ausreichend, nicht aber für massentauglich. Beim EV-neo (Anm.: erste Vorstellung in „motomobil" 001 und auf www.motomobil.at) sagen wir zum Beispiel ausdrücklich dazu, dass er besonders für den Kurzstreckeneinsatz durch kleine Gewerbe- oder Lieferbetriebe geeignet ist und auch speziell dafür konzipiert wurde. Wenn aber die hundert Kilometer Praxis-Reichweite zu erschwinglichen Akku-Kosten in den Alltag Einzug halten, dann wird Elektromobilität auf zwei Rädern schnell an Bedeutung gewinnen. Was dürfen wir darunter verstehen, wie kann die Reichweitenhürde genommen werden? Natürlich durch die Technologie. Die Honda Motor Company hat vor einiger Zeit mit dem langjährigen Batteriepartner GS Yuasa das Joint Venture „Blue Energy" (51 Prozent Yuasa, 49 Prozent Honda) gegründet, wodurch wir in der Akku-Entwicklung fokussierter sein können als andere Hersteller. Bereits mit konkreten Ergebnissen: Momentan gilt ja die Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie (LiFePO4) als das Credo, wenn es um die Energiedichte geht. Durch neue Entwicklungen bei den Batteriezell-Membranen und unter Einbeziehung des Kostenfaktors setzen wir auf Lithium-Mangan-Technologie und werden dadurch zukunftsorientierte Lösungen anbieten können. Worauf dürfen wir uns vorbereiten? Die Gerüchte wollen von einer E-Honda mit mittlerer Leistung im Fun-Bereich, Vorstellung 2011, wissen? Noch ein Jahr dazu, dann könnte dieser Gedanke Wirklichkeit werden. Und damit alles komplett ist: Wir arbeiten auch an einem richtigen, starken Sportmotorrad mit vernünftiger Reichweite. Den ganz genauen Zeitplan kann ich aber noch nicht sagen. ![]() Die neuesten Neuigkeiten zum Honda EV-neo: Ab
Heiligabend 2010 wird der Elektroroller an zirka 100 ausgewählte japanische Kurierdienste und Lieferbetriebe verleast, der offizielle Verkaufsstart in Japan ist im April 2011. Der Europa-Verkauf (Preis rund 4500 Euro) soll Mitte bis Ende 2011 beginnen. Hohe Transportkapazität von 30 Kilo; enormer 50-Grad-Lenkeinschlag; mit voller Beladung soll problemloses Anfahren an Steigungen bis zu 12 Prozent möglich sein. Die Reichweite beträgt bei Tempo 30 über 30 Kilometer – als Option gibt es ein Schnelllade- gerät, das den Akku in 30 Minuten komplett voll macht; nach 20 Minuten sind bereits 80 Prozent geladen. Für hohe Fahrsicherheit sorgt das Honda-patentierte kombinierte CBS-Bremssystem |